S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 28.03.2024 um 10.30 UTC Anfangs an den Alpen Föhn, Montag und Dienstag im Norden regnerisch, in der Mitte und im Süden windig bis stürmisch. Nachfolgend weiterhin wechselhaft. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 04.04.2024 Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Ostersonntag befindet sich ein Rücken östlich von uns, seine Achse erstreckt sich von Südskandinavien über die Baltischen Staaten bis nach Südosteuropa. Dem gegenüber befindet sich ein umfangreicher Langwellentrog über Westeuropa und dem Atlantik, unter dessen Einfluss wir stehen. Am Boden befindet sich dort auch ein Tiefdruckkomplex mit Kern südwestlich von Irland. Ein Randtief liegt indes über der Nordsee und zieht nach Norden Richtung Südnorwegen. Dessen Kaltfront überquert uns und verdrängt die ungewöhnlich warme Luftmasse vom Karsamstag bereits wieder nach Osten. Dort ist es mit über 20 Grad noch am wärmsten, während die Temperaturen im Nordwesten auf rund 15 Grad zurückgehen. Am Alpenrand ist es weiterhin föhnig. In der Nacht zum Ostermontag formiert sich über Frankreich ein Kurzwellentrog mit zugehörigem Bodentief, welche bis Montag über den Nordwesten Deutschlands zur Deutschen Bucht ziehen. Dadurch sind flächige und teils recht kräftige Regenfälle verbunden, die ausgehend vom Südwesten bis zum Abend über die gesamte Nordwesthälfte Deutschlands hinwegziehen. Freundlicher bleibt es ganz im Osten und im Südosten, wo zeitweise die Sonne scheint, sich aber dennoch einzelne Schauer bilden können. Allerdings wird es auf der Südseite des Tiefs recht windig bis stürmisch. Verbreitet muss im Süden und der Mitte mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden. Der Föhn bricht hingegen im Tagesverlauf von Westen her zusammen. In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag zieht das Tief nur sehr langsam von er Deutschen Bucht zur Ostsee, sodass es in der Nordhälfte über längere Zeit weiter regnet. Damit können zunächst im Westen, im weiteren Verlauf dann auch im Norden Dauerregenschwellen überschritten werden, wobei es bei den Mengen und der räumlichen Verteilung naturgemäß noch Unschärfen gibt. Südlich davon bleibt es in der Nacht und am Dienstag in der Mitte und im Süden, am Dienstag teils auch im Norden, weiterhin windig mit verbreitet starken bis stürmischen Böen. In der Nacht zum Mittwoch zieht das Tief zum Baltikum und damit auch die Regenfälle ostwärts ab. Von Westen nähert sich ein neuer Trog, der am Boden ein Tiefdrucksystem mit mehreren Drehzentren formiert. Damit setzen bereits ausgangs er Nacht von Westen her erneut schauerartige Regenfälle ein, die sich im Tagesverlauf ostwärts ausbreiten und uns einen unbeständigen Mittwoch bescheren. Am Donnerstag zieht das Tief zumindest nach Lesart des aktuellen IFS-Lauf ost- bzw. nordostwärts zum Baltikum ab und es kann sich vorübergehend Zwischenhocheinfluss durchsetzen. Sicher ist dies aber noch lange nicht, worauf weiter unten noch eingegangen wird. In der erweiterten Mittelfrist setzt voraussichtlich unter dem Einfluss eines Rückens eine Wetterberuhigung statt. Da von Westen her aber bald neue Tröge übergreifen, scheint diese nur von kurzer Dauer zu sein. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die Konsistenz nimmt bereits am Ostermontag deutlich ab. Das beschriebene Tief, das aus Südwesten zur Deutschen Bucht und anschließend am Dienstag zur Ostsee zieht, hatte der gestrige 00UTC-Lauf noch nicht auf der Agenda. Erst der gestrige 12UTC-Lauf hat dieses Tief erstmals gerechnet, allerdings auf einer geringfügig südlicheren Zugbahn, wodurch der Gradient noch stärker war. Demnach wurden in diesem Lauf sogar gebietsweise Sturmböen bis ins Flachland und einzelne schwere Sturmböen in freien Lagen simuliert. Die Situation muss also im Auge behalten werden. Das Tief am Mittwoch haben alle Läufe auf dem Programm, allerdings noch in leicht unterschiedlicher Stärke und Position. Auch bezüglich des Entwicklungspotentials gibt es noch größere Unsicherheiten, sodass die Prognosegüte weiter abnimmt. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Vergleicht man den IFS-Lauf mit den anderen globalen Modellen, so fällt erstaunlicherweise auf, dass alle gängigen Modelle mittlerweile das Tief auf der Agenda haben, das uns am Ostermontag sowie am Dienstag beeinflusst. Die Zugbahnen sind noch leicht unterschiedlich, v.a. aber wie schnell das Tief am Dienstag ostwärts abzieht. Allen gemein sind aber die kräftigen Regenfälle in der Nordhälfte inklusive warnwürdiger Mengen, jedoch noch mit den üblichen Unschärfen bzgl. Mengen und Regionalisierung. Wie stak der Wind respektive Sturm am Montag und Dienstag im Süden und in der Mitte wird, muss auch noch abgewartet werden. Ab Mittwoch gehen die Modelle zunehmend auseinander. Es ist noch unklar, wie stark der Trog über Nordwesteuropa ausgeprägt sein wird. Das hat auch Auswirkungen auf das Entwicklungspotential das bzw. der Tiefs am Boden. So simuliert beispielsweise ICON zur Mittagszeit ein heftiges Sturmtief über Irland. Bei GFS liegt das Tief an ähnlicher Stelle, ist aber schwächer ausgeprägt, bi IFS liegt es hingegen über Südostengland. Wie es am Donnerstag weitergeht ist noch völlig unklar. Laut IFS kommen wir - wie bereits erwähnt - in den Einflussbereich eines Bodenhochkeils, während bei den anderen Modellen Tiefdruckeinfluss simulieren. FAZIT: Uns steht in der nächsten Woche ein unbeständiger und teils windiger Wetterabschnitt bevor. Vor allem Ostermontag und Dienstag werden sehr ruppig. Im Süden und der Mitte wird es stürmisch, im Norden regnerisch. Nachfolgend setzt sich das unbeständige Wetter fort, wenn auch etwas gedämpft, wobei die Details noch völlig offen sind. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Die Rauchfahnen zeigen, dass ab Montag die 850hPa-Temperatuen bis zum Ende der Mittelfrist sich auf 0 bis 5 Grad einpendeln, sodass die ungewöhnlich warmen Temperaturen vom Karsamstag nur ein kurzes Intermezzo waren. Erst ab Freitag kommender Woche zeigen Temperaturen und Geopotential wieder einen Aufwärtstrend. Die unbeständige Phase könnte also zu Ende gehen. Auch die Niederschlags-Ensembles zeigen deutliche Ausschläge, die den unbeständigen Wettercharakter untermauern, wobei auch hier ab Freitag nächster Woche die Peaks nachlassen. Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t_120h-168h drei Cluster angeboten, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 mit 27 Membern befinden. Alle Cluster zeigen den Übergang von einer negativen zu einer positiven NAO. In der erweiterten Mittelfrist (t_192h-240h) werden weiterhin 3 Cluster gezeigt mit 19, 18 und 14 Membern mit Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2. Alle zeigen durchweg eine positive NAO. Vorübergehender Zwischenhocheinfluss scheint daher nur von kurzer Dauer zu sein. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Am Sonntag, in der Nacht zum Montag und am Montag herrscht an den Alpen ein recht markanter Föhn mit Sturmböen und schweren Sturmböen auf den Gipfeln (Bft 9-10), vorübergehend auch orkanartige Böen (Bft 11) auf hohen Gipfeln. Zeitweise bricht dieser auch in die Täler durch und sorgt dort für starke bis stürmische Böen (Bft 7-8). Am Montag setzen mit dem Tief im Westen und Nordwesten länger anhaltende Regenfälle ein, die sich in der Nacht zum Dienstag über dem Norden ostwärts ausbreiten und gebietsweise markanten Dauerregen bringen. Die Probabilistik reagiert aktuell noch recht verhalten, was v.a. an den unterschiedlichen Zugbahnen des Tiefs liegen dürfte. Zudem wird es südlich des Tiefs ab Montag im Süden und in der Mitte verbreitet windig mit starken bis stürmischen Böen (Bft 7-8) bis in tiefe Lagen. Vorübergehend sind auch Sturmböen (Bft 9) möglich, in exponierten Lagen sogar wahrscheinlich. Auf Mittelgebirgsgipfeln muss ebenfalls mit schweren Sturmböen (Bft 10) gerechnet werden. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, ICON, ICON-EPS, MOSMIX ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel