S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 07.12.2025 um 10.30 UTC Zunächst nur leicht unbeständig, zur kommenden Woche eventuell mehr Tiefdruckeinfluss und Sturmgefahr. Meist mild. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.12.2025 Die mittelfristige Wetterentwicklung wird von reger Tiefdrucktätigkeit über den Nordatlantik und Westeuropa geprägt sein, die dort für sehr turbulentes Wetter sorgen dürfte. Bedingt durch eine neuerliche Blockierung über Südost- und Osteuropa tun sich die Tiefausläufer aber überaus schwer, auf Mitteleuropa überzugreifen, sodass das hiesige Wetter eher ruhig und vor allem zu Beginn auch äußerst mild ablaufen dürfte. Zu Beginn der Mittelfrist (Mittwoch/Donnerstag) finden sich zwei hochreichende, markante Sturm-Zyklone über dem Nordostatlantik. Eines zieht vom Raum Färöer zum Europäischen Nordmeer und ist bereits in einer deutlichen Abschwächung begriffen. Ein weiteres dreht über dem Seegebiet südwestlich Island seine Kreise und hat ebenfalls seinen Entwicklungshöhepunkt erreicht. Rückseitig eines zu den Britischen Inseln schwenkenden Randtiefs kommt es über dem nahen Ostatlantik zu einem markanten Kaltluftausbruch, die in eine ebenfalls markante Austrogung mündet. Vorderseitig stützt kräftige WLA einen Rücken, der zügig über Mitteleuropa ostwärts geführt wird und den bereits über dem östlichen Mitteleuropa befindlichen regeneriert. Dabei wird eine neue Hochparzelle innerhalb einer Hochdruckbrücke etwa über dem Alpenraum gestützt, die sich mit ihrem Kern zügig ins östliche Mitteleuropa verlagert. Der zwischen den beiden Rücken über Deutschland ostwärts ziehende Kurzwellentrog erweist sich als wenig wetterwirksam, sorgt aber dafür, dass die anfangs über der Nordwesthälfte schleifende Kaltfront Schub bekommt und mit zeitweiligem Regen nach Südosten geführt wird. Dahinter gelangt ein Schwall maritim erwärmter Subpolarluft ins Land (T850 um +2 °C). Zwischen dem Hoch und den Tiefs über dem Nordostatlantik herrscht über der Nordhälfte vorübergehend ein mäßig-starker Luftdruckgradient vor, der zumindest über der Nordsee sowie in den nördlichen Mittelgebirgen zu stürmischem Wind führen könnte. Am Freitag befindet sich Deutschland zwischen dem Langwellentrog über Westeuropa und dem Rücken über Südosteuropa. Das kräftige Hoch mit Kern etwa im Bereich des nördlichen Balkans entfaltet seine blockierende Wirkung, sodass das nächste Frontensystem des steuernden Tiefs nordwestlich der Britischen Inseln über Westeuropa schleifend zurückbleibt. Vorderseitig kommt bei uns auch niedertroposphärisch wieder WLA in Gang und die Temperaturen auf 850 hPa steigen in der Warmluft subtropischen Ursprungs wieder auf 5-10 °C, mit den höchsten Werten am leicht föhnigen Alpenrand (Sturmböen auf den Gipfeln möglich). Der ansonsten aber nur mäßige, nach Südosten schwache Gradient erschwert allerdings das Durchsetzen der Warmluft bis zum Boden. Am Wochenende tropft der Trog zur Iberischen Halbinsel ab. Das Residuum bekommt durch Verkürzung der Wellenlänge und nicht zuletzt auch durch starke Zonalisierungstendenzen über dem Nordatlantik Schub und schwenkt im Verlauf ostwärts über Deutschland. Auch diese Störung erweist sich wie sein Vorgänger als nur wenig wetteraktiv, schwächt aber zumindest die Blockadelage, sodass die korrespondierende Kaltfront mit etwas Regen südostwärts durchschwenken kann. Die subtropische Warmluft wird erneut von maritim erwärmter Subpolarluft ersetzt (T850 auf +4 bis -1 °C sinkend). Nach Südosten zu ist die Kaltfront maskiert, sodass je nach Timing im Südosten bei mitunter leichten Nachtfrosten erhöhtes Glatteispotenzial besteht. Der Gradient verschärft sich vornehmlich über der Nordhälfte langsam, womit das Sturmpotenzial zumindest der See und in Hochlagen der nördlichen Mittelgebirge zunimmt. In der darauffolgenden Woche macht die Zonalisierung über dem Nordatlantik weitere Fortschritte und setzt die kontinentale Blockierung weiter unter Druck. Damit könnten weitere Tiefausläufer mit mehr "Schmackes" bis nach Mitteleuropa vordringen. Im Zuge einer sich dann einstellenden zyklonalen Südwest- bis Westlage wäre bevorzugt in der Nordwesthälfte zunehmend mit sehr unbeständigem, teils stürmischem, aber dann wieder sehr mildem Wetter zu rechnen. Mit Blick auf die großräumige Potenzial- und Druckerteilung stehen die Chancen auf durchgreifendes Winterwetter - auch unter gebührender Berücksichtigung der Unsicherheiten - auch rund eine Woche vor Weihnachten sehr schlecht. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Im Hinblick auf die großräumige Entwicklung kann dem IFS bis Freitag eine relativ gute Konsistenz bescheinigt werden. Zwar gibt es bezüglich der kleinen Störung, die in Form eines Kurzwellentroges Mittwoch und Donnerstag durchzieht, durchaus gewisse Unschärfen (eventuell erneuter Abtropfvorgang), die aber kaum prognoserelevant sind. Ab dem kommenden Wochenende laufen die IFS-Simulationen dann aber etwas stärker auseinander. Das betrifft zunächst sowohl Timing als auch Ausprägung des nächsten Trogresiduums. Im heutigen Lauf von 00Z wird dieser etwas stärker berechnet als in den beiden Vorläufen. Dafür lässt er sich etwas mehr Zeit und erreicht Deutschland erst zum Sonntag statt zum Samstag. Im weiteren Verlauf setzt der heutige 00Z-Lauf viel stärker auf Zonalisierung als seine Vorgänger, die die Blockadelage noch aufrechterhalten haben. Vor allem hinter der Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist (zyklonale Südwest-/Westlage oder andauernde Blockierung mit antizyklonalem Wettergeschehen?) scheint also noch ein dickes Fragezeichen zu stehen. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Die Aussagen aus der IFS-Konsistenzbetrachtung können auch auf die Modellübersicht übertragen werden: Bis Freitag sehen die Berechnungen zumindest großräumig betrachtet recht ähnlich aus. Wirklich prognoserelevante Unterschiede sind nicht auszumachen. Ab dem Wochenende schaukeln sich die Differenzen aber schnell auf. Das neue Trogresiduum schwenkt in ICON noch etwas früher rein (Freitagabend) als in GFS und IFS. Das Timing der (schwachen) Kaltfrontpassage ist also unsicher, was sich u. a. auch auf das etwaige Glatteispotenzial im Südosten auswirkt. In der darauffolgenden Woche stellt sich die Frage ob und mit welcher Wucht sich die Zonalisierung bis nach Mitteleuropa ausweitet bzw. wie erfolgreich sich das blockierende Hoch dagegen wehren kann. GFS beispielsweise setzt sogar noch etwas stärker auf Zonalisierung als IFS. Die KI-Modelle AIFS und IFS-Graphcast dagegen betonen die Blockierung etwas stärker, was vor allem nach Südosten zu mehr Hochdruckeinfluss und zumindest bodennah kühleres Wetter bedeuten würde. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen IFS-EPS: Bis einschließlich Freitag hält sich die Streuung innerhalb des EPS sowohl bei 500-hPa-Geopotenzial als auch 850-hPa-Temperatur einigermaßen in Grenzen. Man erkennt ein seichtes Auf- und Abschwingen (schwache Fronten und Tröge), wobei der deterministische stets gut in die Memberschar eingebettet ist. Die Niederschlagssignale sind sehr zurückhaltend. Ab dem Wochenende nimmt der Spread dann deutlich zu. Gut erkennbar ist das nun hochfrequentere Schwingen einiger Member bei gleichzeitig zunehmenden Niederschlagssignalen (stärkerer zyklonaler Einfluss). Eine nicht zu verachtende Anzahl an Member bleibt bezüglich Temperatur- und Geopotenzialschwankungen aber sehr konservativ (anhaltende Blockierung?). Der deterministische Lauf befindet sich vor allem beim Geopotenzial eher im unteren Drittel der Memberschar, rechnet also verhältnismäßig starken zyklonalen Einfluss. CLUSTER: Im Zeitraum +72-96 h (Mittwoch/Donnerstag) werden zwei Cluster gebildet, die beide dem Regime "positive NAO" zugeordnet werden. Die Unterschiede mit Fokus auf Mitteleuropa sind vernachlässigbar. Im Zeitraum +120-168 h (Freitag-Sonntag) stehen vier Cluster zu Auswahl. Alle Cluster tragen der Zonalisierung über dem Nordatlantik Rechnung und gehören weiter dem Regime "positive NAO" an. Sie unterscheiden sich im Hinblick auf den Trog über Westeuropa. Der Abtropfvorgang wird leicht unterschiedlich gerechnet, was sich dann auch auf das Residuum auswirkt. Während das Trogresiduum in C1 bis C3 (42/51 Member) mehr oder weniger stark ausgeprägt auf Mitteleuropa übergreift, bleibt dessen Einfluss in C4 (9/51) verschwindend gering. Im Zeitraum +192-240 h (Montag-Mittwoch kommender Woche) werden zwei sehr unterschiedliche Cluster gebildet, die aber beide mit "positive NAO" klassifiziert werden. Im etwas stärkeren Cluster C1 (29/51) kann die Blockierung der Zonalisierung kaum Stand halten, womit sich bei uns eine zyklonale Südwest- bis Westlage durchsetzen würde. Im etwas schwächeren Cluster C2 (22/51) kann sich die Blockierung bzw. die positive Geopotenzialanomalie dagegen sogar noch etwas intensivieren und retrograd nach Südskandinavien verschieben. Damit stünde eher hochdruckdominiertes und zumindest "fußkaltes" Wetter bevor. FAZIT: Zumindest bis zum Wochenende verhindert eine (süd-)osteuropäische Blockierungslage das Durchgreifen der durchaus sehr regen atlantischen Tiefdrucktätigkeit bis nach Mitteleuropa. Schlappe Fronten und Tröge bleiben demnach wenig wetterwirksam, meist stellt sich ruhiges und mildes Wettergeschehen ein. Von einem "Hauch" von Winter in Form einer flachen Kaltluftschicht (Nachtfröste und Glättegefahr) kann man mit viel Wohlwollen am ehesten noch im Südosten sprechen. In der kommenden Woche gerät die Blockade zunehmend unter Druck. Zwar ist noch fraglich, ob und in welcher Ausprägung die nordatlantische Zonalisierung bis nach Mitteleuropa vordringen kann, die Wahrscheinlichkeit für eine zunehmend zyklonal geprägte Südwest- bis Westlage nebst unbeständigem, teils stürmischem und sehr mildem Wetter ist nach den jüngsten Prognosen aber gestiegen. Selbst unter gebührender Berücksichtigung der Unsicherheiten steht die großräumige Luftdruck- und Geopotenzialverteilung auch rund eine Woche vor Weihnachten für Vieles, nur nicht für durchgreifendes Winterwetter. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen STURM: Am Mittwoch und Donnerstag und nach vorübergehender Windabschwächung wieder im Laufe des Wochenendes an der See (v. a. Nordsee) zeitweise stürmische Böen (Bft 8), auf exponierten Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge sowie in den Alpen teils Sturmböen (Bft 9). In der kommenden Woche in der Nordwesthälfte generell leicht ansteigendes Sturmpotenzial. WINTERWETTER: Meist Fehlanzeige! Am ehesten im Südosten im Zuge leichten Nachtfrostes Glättegefahr (v.a. in der Nacht zum Sonntag auch örtliches GLATTEIS nicht ganz ausgeschlossen). ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS det.+EPS, MOS-Mix ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm