S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 04.11.2025 um 10.30 UTC Unter Hochdruckeinfluss ruhiges, zu Nebel und Hochnebel neigendes Herbstwetter ohne signifikante Wetterentwicklungen. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.11.2025 Bis in die erweiterte Mittelfrist steht ruhiges und somit auch das für diese Jahreszeit typische, vielerorts trübe Hochdruckwetter auf der Agenda, markante Wettererscheinungen sind nicht zu erwarten. Verantwortlich dafür ist zunächst ein blockierender breiter Höhenrücken, der sich von Südost- bzw. Osteuropa bis nach Mitteleuropa erstreckt und jegliche zyklonale Aktivität vom Atlantik her von uns fernhält. Gestützt wird der Rücken durch persistente WLA vorderseitig eines sich zum Wochenende hin regenerierenden hochreichenden Zentraltiefs über dem mittleren Nordatlantik. Ein diesem System vorlaufender Höhentrog tropft in der Nacht zum und am Samstag in den westlichen Mittelmeerraum ab und hält die dort rege Tiefdrucktätigkeit aufrecht. Im Bodenfeld stützt der Rücken eine von Ost- bis ins östliche Mitteleuropa reichende Hochdruckzone, an deren Westflanke von Süden her am Freitag zunächst noch sehr milde Luft zu uns gelangt. Die 850 hPa-Temperatur ist zwar gegenüber den Vortagen, an denen der Gradient noch etwas schärfer ausgeprägt war, etwas zurückgegangen, beträgt aber noch immer 8 bis 11 Grad, so dass vor allem im Lee der Mittelgebirge, direkt am Alpenrand und generell oberhalb der Absinkinversion ein sonniger und sehr milder Tag zu erwarten ist, wenngleich nicht mehr ganz die Höchstwerte der Vortage erreicht werden dürfte. Gleichwohl nimmt aber die Neigung zu beständigem Nebel bzw. Hochnebel in den Niederungen bereits zu. Am Wochenende macht sich aus dem Tiefdruckkomplex über dem westlichen bzw. zentralen Mittelmeerraum ein kleinräumiges Höhentief auf den Weg Richtung östliches Mitteleuropa, wodurch der Höhenrücken vor allem in seinem Ostteil abgebaut wird. Auch das Bodenhoch zieht sich zurück, übrig bleibt aber eine flache, zonal ausgerichtete Hochdruckzone. Die Luftdruckgegensätze nehmen somit weiter ab, zudem wird in der Peripherie des Höhentiefs die feuchte Grundschicht über dem Vorhersagegebiet etwas angehoben und schwache Frontensysteme weit entfernter Tiefdruckgebiete über dem Atlantik bzw. Skandinavien können zudem die Nordhälfte streifen. Somit werden die "Sonnenfenster" kleiner und vielerorts halten sich Nebel- und Hochnebelfelder, die insbesondere an der Nordflanke der Hochdruckzone, über Norddeutschland auch recht kompakt sein können. Vor allem zum Sonntag hin fällt hier und da auch etwas Nieselregen, nennenswerte Mengen kommen aber keine zusammen. Wolkenlücken gibt es am ehesten in den höchsten Lagen der Mittelgebirge bzw. der Alpen. Das Temperaturniveau geht natürlich entsprechend zurück, im Süden und in der Mitte werden vielerorts keine 10 Grad mehr erreicht. Zu Beginn kommender Woche wird das Zentraltief über dem mittleren Nordatlantik durch von Nordwesten einlaufende Randtröge regeneriert, nähert sich zwar vorübergehend Westeuropa an, amplifiziert aber gleichzeitig ins Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel und wird wieder eingebremst. Trogvorderseitige WLA stützt nach wie vor den Höhenrücken über Mitteleuropa, der sich wieder regeneriert und nordwärts Richtung Nordmeer ausweitet. Somit kann sich über Skandinavien hoher Luftdruck aufbauen, an dessen Südwestflanke von Osten her etwas kühlere Festlandsluft zu uns gelangt. Diese dürfte bodennah noch recht feucht sein, so dass sich am Wetterablauf nichts Wesentliches ändert. Nach Lesart des IFS (und auch des GFS) sinkt die 850 hPa-Temperatur bis Mitte kommender Woche im Norden und Osten Deutschlands langsam auf unter 0 Grad. Insgesamt geht das Temperaturniveau also noch etwas zurück. In der erweiterten Mittelfrist, also ab Mitte kommender Woche, verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs langsam nach Osteuropa und von Ostsüdost her gelangt nun etwas trockenere Luft nach Mitteleuropa, so dass die Chancen auf sonnige Abschnitte vor allem im Lee der Mittelgebirge und am Alpenrand wieder zunehmen. Gleichzeitig bleibt es aber recht kühl und in den Nächten nimmt die Frostgefahr vor allem bei aufgelockerter Bewölkung allmählich zu. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die letzten IFS-Läufe erweisen sich als konsistent. Kleinere Differenzen gibt es eigentlich erst zu Beginn der erweiterten Mittelfrist. Zu Anfang bzw. Mitte kommender Woche simulierte der gestrige IFS-Lauf von 12 UTC die Advektion kühlerer Festlandsluft von Osten her etwas intensiver als der aktuelle, der gestrige 00 UTC-Lauf tendierte dagegen eher Richtung Osteuropahoch inklusive Hochdruckbrücke über Mitteleuropa und insgesamt etwas (höhen)milderen Luftmassen. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Die Hochdruckdominanz zeigt sich in allen vorliegenden Globalmodellen. Kleinere Differenzen ergeben sich zunächst bzgl. der genauen Zugbahn des kleinräumigen Höhentiefs am kommenden Wochenende, was aber nur geringen Einfluss auf den Wetterablauf hierzulande hat und höchstens die räumliche Verteilung und Ausdehnung der Nebel- und Hochnebelfelder betrifft. Zu Beginn kommender Woche lassen ICON und GEM das Zentraltief über dem nahen Ostatlantik etwas näher nach Westeuropa heranrücken als GFS und IFS, so dass von Süden her höhenmildere Luftmassen nach Mitteleuropa gelangen. Auf die Temperatur- und Sonnenscheinprognosen mag das durchaus Einfluss haben, auf die generelle Hochdruckdominanz aber nicht. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Sowohl die 5 Cluster im Zeitraum 72 bis 96 Stunden als auch die vier im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) sind allesamt dem Großwetterlagenregime "Blocking" zugeordnet und unterscheiden sich bzgl. der Wetterentwicklung in Mitteleuropa nur wenig voneinander. Erst zu Beginn kommender Woche deuten sich kleinere Differenzen an, in erster Linie, die Lage des Bodenhochs betreffend. CL1 (19 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) und CL3 (12 Member) simulieren es zum Dienstag hin eher über dem Nordmeer und Skandinavien (mit kühlerer Festlandsluft an dessen Südflanke), CL2 und CL4 (13 bzw. 7 Member) dagegen eher im Bereich (östliches) Mitteleuropa mit höhenmilderer Luft (ähnlich wie GEM und ICON). 4 der 6 Cluster (CL2, 3, 4, 5) in der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 h) bleiben beim Blocking mit ruhigem Hochdruckwetter hierzulande, darunter auch CL2, dem der Haupt- und Kontrolllauf zugeordnet sind. Auch nach CL1 (15 Member) dominiert ein Blockadehoch, allerdings über Nordwesteuropa bis in den skandinavischen Raum reichend, an dessen Südflanke ein Tiefdruckgebiet über Südwesteuropa Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa nehmen könnte. Etwas aus dem Rahmen schlägt dagegen CL6 mit allerdings nur zwei Membern. Nach dessen Lesart stellt sich in der zweiten Hälfte der kommenden Woche eine unbeständige südliche West- bzw. Winkelwestlage ein. Die Rauchfahnen für verschiedene Gitterpunkte im Vorhersagegebiet zeigen allesamt einen ähnlichen verlauf der Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Einzelmember. In einem zunächst recht engen, dann aber allmählich etwas breiter werdenden Spread geht diese vom anfänglich sehr hohen Niveau am Donnerstag langsam zurück, wobei sich der Median zu Beginn kommender Woche um bzw. nach Süden und Westen zu eher etwas über 0 Grad bewegt. Der Hauptlauf befindet sich für die meisten Gitterpunkte im Bereich des Medians. Niederschlagssignale treten nur sporadisch und geringfügig auf, erst Anfang/Mitte kommender Woche springen etwa ein bis drei Member (von 51!) mit Niederschlägen von mehr als 2 mm/Tag an. FAZIT: Ruhiges Hochdruckwetter quasi open End. Allerdings generell zunehmende Neigung zu Nebel/Hochnebel und leicht zurückgehende Temperaturen. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Bis in den erweiterten Mittelfristzeitraum, also mindestens bis Mitte kommender Woche, sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, MOS-Mis ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff