SXEU31 DWAV 221800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Montag, den 22.12.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Von Osten her allmählich kälter, aber kaum Niederschläge (Heiligabend im Süden etwas Schnee). Ab Dienstag bis Donnerstag in einigen Gipfellagen stürmisch mit Sturmböen, exponiert schweren Sturmböen aus Ost bis Nordost. Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... hat sich (nicht zum ersten Mal in diesem Winter) erneut eine markante Blockadesituation über dem nordatlantisch-europäischen Raum eingestellt, die uns auch noch über die Weihnachtsfeiertage hinaus beschäftigen dürfte. Im Gegensatz zu den bisherigen Blockadelage der vergangenen Wochen erlaubt diese Konstellation aber in den kommenden Tagen zumindest vorübergehend die Advektion kalter Luftmassen kontinentalen Ursprungs aus dem osteuropäischen Raum ins Vorhersagegebiet. Diese kommen aber relativ trocken daher, so dass trotz vielerorts winterlichen Temperaturniveaus von wenigen Ausnahmen abgesehen grüne Weihnachten ins Haus stehen. Die Protagonisten dieser Lage sind ein Höhentiefkomplex über Südwesteuropa, das vor allem über Südfrankreich schon seit Tagen für ordentlich "Bambule" in Form konvektiver Starkniederschläge inkl. Daraus resultierender Überschwemmungen sorgt, ein markanter Kaltluft- bzw. Trogvorstoß über dem Nordwesten Russlands und ein vom zentralen Mittelmeerraum über Mitteleuropa bis ins Nordmeer reichender Höhenrücken dazwischen, aus dem sich im Laufe der Nacht ein eigenständiges Höhenhoch über der Nordsee etabliert. Der Rücken stützt eine langgestreckte, von Südosteuropa über das östliche Mitteleuropa bis nach Skandinavien reichende Hochdruckzone, wobei sich durch kräftige KLA und Absinken rückseitig eines im Laufe der Nacht über Finnland ins Baltikum bzw. in den Westen Russlands vorstoßenden Randtroges eine kräftige Hochdruckparzelle mit einer 1035 hPa-Kernisobare über Südskandinavien etabliert. Gleichzeitig arbeitet sich der Tiefdruckkomplex über Südwesteuropa mit Bodenkernen über der Biskaya und dem Löwengolf allmählich nach Osten, Richtung Ligurisches bzw. Tyrrhenisches Meer vor, woraus mehr und mehr eine klassische "High-over-Low"-Konstellation resultiert. Somit wird die Advektion niedertroposphärisch sehr milder Luftmassen aus Süd- bzw. Südosteuropa ins Vorhersagegebiet in der kommenden Nacht und am morgigen Dienstag mehr und mehr gekappt. Immerhin wurden heute in den 12 UTC-Aufstiegen von Essen und Oberschleißheim noch 9 Grad in 850 hPa gemessen, über Lindenberg dagegen nur +1 Grad. Bis ganz "nach unten" konnte diese Luftmasse natürlich bei einer schwachen ost- bzw. südöstlichen Bodenströmung nicht gemischt werden; in den meisten Regionen blieb es zudem ganztägig trüb durch Nebel bzw. Hochnebel, neben den mittleren Höhenlagen schien lediglich in Teilen von NRW länger die Sonne, teilweise aber auch durch recht dichte Cirrusfelder. Am mildesten war es auf den Vorgipfeln der Bayerischen Alpen mit teils zweistelligen Höchstwerten, auch in Mittenwald reichte es mit Föhnunterstützung für Tmax knapp über 10 Grad. Dauerfrost gab es dagegen bei beständigem Hochnebel im angrenzenden Alpenvorland und sogar bis in den Raum München. Im Laufe der Nacht dreht die bodennahe Strömung bereits mehr und mehr auf Ost bis Nordost, wobei sich mit dem Druckanstieg über Skandinavien der Gradient beginnt zu verschärfen. Somit frischt der Wind angesichts der stabilen Schichtung zumindest in den Kamm- und Gipfellagen der zentralen und nördlichen Mittelgebirge, aber auch an den Küsten (Nordfriesland, Ostfriesische Inseln, Helgoland und westliche Ostsee) allmählich auf und es gibt erste steife Böen (Bft 7), mit Unterstützung durch lokale Low Level Jets in dafür anfälligen Kammlagen auch stürmische Böen (Bft 8). Niedertroposphärisch verstärkt sich bereits von Osten her die Kaltluftadvektion, die 850 hPa-Temperatur sinkt bis Dienstagfrüh auf knapp -4 Grad in der Lausitz und etwa +7 Grad im Westen und Südwesten. Ansonsten ändert sich nicht viel; die feuchte Grundschicht wird allmählich etwas angehoben und auch im Westen werden die Wolkenlücken kleiner, allerdings vermag es der auffrischende Ostwind eventuell im Nordosten größere Lücken in den Hochnebel zu reißen. Dort kann es dann - wie recht verbreitet in der Südhälfte und - je nach vorhandenen Wolkenlücken - vereinzelt auch in den mittleren Landesteilen leichten Frost geben. Örtlich bildet sich auch wieder dichter Bodennebel. Glätte spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle, kann aber in einigen Luv-Lagen durch gefrierendes Nebelnässen oder in den wolkenfreien Gebieten auch durch Reif nicht ganz ausgeschlossen werden. Frostfrei bleibt es dagegen im Nordwesten sowie in weiten Teilen der Norddeutschen Tiefebene, ebenso wie in den mittleren und westlichen Landesteilen dort, wo der Hochnebel dicht bleibt. Dienstag ... stößt die Frontalzone im Zuge eines Kaltluftvorstoßes über der Labradorsee bzw. Neufundland Richtung Irmingersee/Dänemarkstraße/Island vor, ein vorgelagerter flacher Höhentrog schwenkt Richtung Nordmeer. Gleichzeitig weitet sich der über Osteuropa südwärts schwenkende Randtrog nach Westen aus und reicht abends mit seiner Achse vom Westen Russlands über Belarus und Nordpolen bis zur westlichen Ostsee. Da sich auch der Höhentrogkomplex über Südwesteuropa im Zuge einer kräftigen Randtrogentwicklung über dem Tyrrhenischen Meer Richtung zentralen Mittelmeerraum vorarbeitet, wird unser Höhenrücken mehr und mehr in die Zange genommen. Übrig bleiben im Tagesverlauf noch - ausgehend von der Höhenantizyklone mit Schwerpunkt über der westlichen Nordsee - Richtung Skandinavien und zum Alpenraum gerichtete Höhenkeile. Gleichzeitig verstärkt sich allerdings durch die WLA an der Südflanke der Frontalzone ein von den Azoren nordwestwärts bis ins Seegebiet westlich von Schottland gerichteter Höhenkeil, der sich in weiterer Folge in der Nacht zum Mittwoch über Südskandinavien bis nach Finnland ausweitet. Somit wird unser Bodenhoch über Südskandinavien weiter gestützt und kann sich einerseits noch verstärken (abends über 1040 hPa über Südnorwegen), andererseits weitet es sich Richtung Baltikum bzw. Südwestrussland aus und findet nach Westen zu zudem noch Anschluss an ein weiteres Hochdruckgebiet über dem nahen Ostatlantik. Über dem Vorhersagegebiet dreht die Grundströmung somit weiter auf Ost bis Nordost, wobei sich der Gradient insgesamt noch geringfügig verschärft, so dass es in den Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge weiterhin für steife, exponiert stürmische Böen, auf dem Brocken auch für Sturmböen reicht, an den Küsten gebietsweise für steife, über der offenen Nordsee auch für stürmische Böen. Zudem verstärkt sich die die niedertroposphärische Kaltluftadvektion von Osten her weiter und die feuchte Grundschicht wird etwas angehoben. Meistens schauen lediglich noch die höhen Mittelgebirgslagen raus, allerdings zeigen sich mit dem frischen Ostwind in einigen Lee-Lagen (vor allem am Bayerischen Wald) eventuell größere Wolkenlücken. In den Nordosten sickert zudem zunehmend trockene Festlandsluft, so dass sich auch dort ab und zu die Sonne zeigt. Die Luftmasse ist vor allem dort aber auch bis etwa 750 hPa labil geschichtet und mit dem Überströmen über das noch recht "warme" Ostseewasser reicht die diabatische Komponente eventuell sogar für einzelne unergiebige Schauer in Vorpommern, die dort bei T850 hPa von -7 Grad am Abend eventuell auch als Schnee fallen. Etwas Schneegriesel kann auch im Luv einiger Mittelgebirge (z.B. Thüringer Wald) fallen. Die 850 hPa-Temperatur sinkt bis zum Abend fast überall auf Werte unter den Gefrierpunkt, lediglich im äußersten Westen und Süden ist die kühle Grundschicht noch so flach, dass es für +1 bis +4 Grad reicht. Erneut gibt es in Teilen Süddeutschlands, vor allem im Alpenvorland sowie in Oberschwaben und am Bodensee, leichten Dauerfrost, ansonsten liegen die Maxima meist zwischen 1 und 5 Grad, lediglich im Westen und oberhalb der Grundschicht (also im Hochschwarzwald und an den Alpen oberhalb von etwa 1000 m) wi4rd es etwas milder. In der Nacht zum Mittwoch kommt der Randtrog über dem östlichen Mitteleuropa weiter südsüdwestwärts voran und weitet sich gleichzeitig über dem Vorhersagegebiet nach westen aus. Er erreicht morgens die mittleren Landesteile, wobei es morgens in etwa über Sachsen zu einem Cut-Off kommt. Die durch PVA induzierten dynamischen Hebungsprozesse werden zwar durch die anfangs noch kräftige KLA teilkompensiert, machen sich aber vor allem in der Mitte und im Süden durch ein weiteres Anheben der feuchtkalten Grundschicht bemerkbar. Vor allem im Alpenvorland, aber auch am Erzgebirge und am Bayerischen Wald ist die Grundschicht im Laufe der Nacht so mächtig, dass es sogar für leichte Niederschläge reicht, meist in Form von Schneegriesel (1 bis 2 cm Neuschnee im südlichen Alpenvorland sowie im Erzgebirgsvorland nicht ausgeschlossen, am Oberpfälzer Wald sogar recht wahrscheinlich), vereinzelt kann aber auch gefrierender Nieselregen nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Advektion kalter Festlandsluft in der unteren Troposphäre dauert weiter an; vor allem im Bereich des Cut-Off-Tiefs über Westsachsen werden morgens -10 Grad in 850 hPa simuliert, aber auch ganz im Westen und im äußersten Süden sinkt die 850 hPa-Temperatur auf etwa -4 Grad. Das Bodenhoch über Südskandinavien verstärkt sich noch ein wenig und letztendlich ergibt sich eine von den Azoren über den Norden der Britischen Inseln und Südskandinavien bis zum Baltikum und in den Südwesten Russlands reichende Hochdruckzone. An deren Südflanke verschärft sich der Gradient weiter, wobei sich der schärfste Gradient allmählich von den nördlichen in die mittleren Landesteile verlagert, zusätzlich verstärkend wirkt noch die supergeostrophische Komponente. Während der Nordostwind an den Küsten tendenziell etwas abflaut, legt er in der Mitte und nun auch in der Südhälfte weiter zu und in einigen Kamm- und Gipfellagen gibt es neben stürmischen Böen auch Sturmböen, exponiert bzw. getriggert durch lokale Effekte können auch einzelne schwere Sturmböen aus Nordost nicht ausgeschlossen werden. In günstig ausgerichteten Tälern ist dann durchaus mit steifen, vereinzelt stürmischen Böen zu rechnen. Im Nordosten und Norden ist es teilweise aufgelockert bewölkt, an der Ostsee können einzelne Schauer (teils Regen, teils Schnee) aufgrund des Lake Effekts nicht ausgeschlossen werden, diese bleiben aber in der Regen unergiebig, da die Luftmasse dort in 900 hPa aufgrund kräftigen Absinkens stark gedeckelt ist. Sonst hält sich überwiegend eine dichte Wolkendecke, Nebel sollte in den Niederungen aber kaum mehr auftreten. Trotz der Bewölkung gibt es nun vielerorts leichten, im Bergland verbreitet auch mäßigen Frost. Frostfrei bleibt es wohl lediglich im Nordwesten sowie in einigen Niederungen West- bzw. Südwestdeutschlands. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC Mittwoch ... ist den Ausführungen in der Frühübersicht nicht viel hinzuzufügen. Das Cut-Off-Tief zieht als Kaltlufttropfen rasch nach Frankreich und an dessen Süd- und Ostflanke fällt durch vorübergehend zunehmende WLA vor allem im Süden etwas Schnee. Insbesondere vom Alpenvorland bis zum Südrand der Alb können bis zum Nachmittag ein paar wenige Zentimeter zusammenkommen, ehe die Niederschläge wieder nachlassen. Zumindest dort stehen also wohl zumindest gebietsweise weiße Weihnachten ins Haus. Der Wind legt in der Mitte und vor allem im Süden noch weiter zu und es gibt dort auch in den Niederungen teilweise steife bis stürmische Böen, in den Kamm- und Gipfellagen Sturmböen aus Nordost, die auch in der Nacht zum Donnerstag noch anhalten bzw. sich durch die wieder verschärfende Inversion durch lokale Low Level Jets sogar in einigen Höhenlagen noch verstärken können. Im Norden und Osten nimmt der Wind dagegen ab und ist an den Küsten alsbald nicht mehr warnrelevant. Vor allem dort setzt sich die Sonne durch, während es im Süden und Südwesten meist bedeckt bleibt. Im Osten und Süden gibt es teilweise leichten Dauerfrost, auch sonst liegen die Höchstwerte nur zwischen 0 und 3, maximal 4 Grad, die sich angesichts des Ostwindes deutlich kälter anfühlen. Nachts gibt es vor allem in der (windschwachen) Osthälfte sowie im zentralen Mittelgebirgsraum verbreitet mäßigen, in ungünstigen Lagen auch strengen Frost. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Anhand der vorliegenden Modelle lassen sich keine warn- und prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Winninghoff