SXEU31 DWAV 211800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Montag, den 21.10.2024 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Bis Mittwochvormittag zögernde Passage einer Kaltfront, präfrontal in Südbayern am Dienstagabend kleinräumig Starkregen und/oder einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Sonst keine markanten Wetterereignisse. Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... überdeckt ein umfangreicher Langwellentrog mit einem sein Drehzentrum allmählich von Island zum Europäischen Nordmeer verlagernden zentralsteuerndem Tiefdruckgebiet (JOSEFINE) weite Teile Nordwest- und Westeuropas sowie des Nordatlantiks. Diesem gegenüber steht ein vom zentralen Mittelmeerraum über den Balkan bis weit in den Westen Russlands reichender Höhenrücken. Daraus resultiert über dem Vorhersagegebiet eine aktuell noch glatt konturierte südwestliche Höhenströmung. In diese eingebettet, verlagert sich ein Kurzwellentrog vom Westausgang des Ärmelkanals im Laufe der Nacht über Benelux und Nordwestdeutschland bis nach Südschweden, wobei er vor allem in den Frühstunden deutlich an Kontur verliert. Im Bodenfeld interagiert der Kurzwellentrog mit der Kaltfront des Zentraltiefs, die mangels Schubkomponente über Norddeutschland, Benelux und Nordwestfrankreich ins Schleifen geraten ist und an der sich mit Annäherung des Troges durch PVA eine flache Welle etablieren konnte, die inzwischen den Großraum Paris erreicht und die Front über Norddeutschland sogar wieder etwas nach Norden gedrückt hat. Somit verlief der Wochenauftakt über der Nordwest- und Nordhälfte überwiegend bedeckt mit zeitweiligen Regenfällen, wobei die Niederschlagsmengen mit maximal 5 bis 8 l/qm (am Niederrhein und Westmünsterland, sonst meist nur wenige l/qm, wenn überhaupt) sehr übersichtlich blieben. Präfrontal gelangt aktuell niedertroposphärisch sehr milde bzw. warme Luft subtropischen Ursprungs in den Süden und in die Mitte des Landes mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 10 und 14 Grad, auch postfrontal kühlt es über der Nordseeküste lediglich auf etwa 5 Grad in 850 hPa ab. Während sich im Osten Bayerns (vor allem an der Donau von Niederbayern bis in die Oberpfalz sowie im nördlichen Oberbayern) sowie am Bodensee örtlich fast ganztägig Nebel bzw. Hochnebelfelder hielten, reichte der präfrontal sich geringfügig und vorübergehend etwas verschärfende Gradient ansonsten aus, um diese komplett aufzulösen, so dass vor allem vom Südwesten bis in die südliche Mitte ein überwiegend sonniger oder (aufgrund von WLA) nur locker bewölkter Tag ins Haus stand. Auch mit der Durchmischung klappte es in diesen Regionen teilweise hervorragend, so dass Maxima zwischen 20 und 24 Grad erreicht wurden, während es sowohl bei beständigem Hochnebel als auch unter den dichten Wolken im Nordwesten und Norden mit 13 bis 17 Grad etwas "frischer", wenngleich für die Jahreszeit dennoch zu mild blieb. Im Laufe der Nacht verlagert sich der Wellenscheitel in Form eines nach wie vor flachen Wellentiefs über West- und Norddeutschland hinweg nordostwärts und erreicht Dienstagfrüh in etwa die Odermündung. Mit Passage des Tiefs intensivieren sich durch WLA und schwachem Gegenstrom die Regenfälle an deren Nordflanke, so dass in einem breiten Streifen vom Emsland bis zur vorpommerschen Küste verbreitet 5 bis 10 l/qm, gebietsweise auch bis oder knapp über 15 l/qm in 12 Stunden fallen. Nach Passage der Welle kommt die Kaltfront über Westdeutschland etwas rascher nach Osten voran und verliert aufgrund zunehmender Kaltluftadvektion an Wetterwirksamkeit, so dass dort maximal wenige l/qm an Niederschlag zusammenkommen. Etwa von Nordbaden bis zur Lausitz und südöstlich davon bleibt es trocken und vor allem im Südosten auch noch gering bewölkt, so dass sich dort erneut Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten bzw. verdichten können. Postfrontal hört es dann in den Frühstunden auch im Nordwesten bzw. ganz im Westen auf zu regnen. Der tagsüber vor allem an den Küsten noch böige Westwind schwächt sich mit Wellenpassage ab, mit Passage der Kaltfront kann er aber später in den Kamm- und Gipfellagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge auffrischen. Auf dem Brocken kann es dann vorübergehend stürmische Böen (Bft 8) geben. Mit Minima zwischen 14 und 8 Grad verläuft die Nacht recht mild, lediglich im Südosten kann es bei länger klarem Himmel in einigen Senken und Mittelgebirgstälern etwas kühler werden. Dienstag ... greift bis zum Abend von der Nordsee her die abflachende Hauptachse des Langwellentroges auf das Vorhersagegebiet über, bietet aber kaum einen dynamischen Hebungsinput, da er vor allem im Norden und in der Mitte von Kaltluftadvektion überlaufen wird. Somit verstärkt sich (nicht nur) postfrontal der Druckanstieg und von Frankreich her weitet sich eine Hochdruckzone nun auch bis ins Vorhersagegebiet aus, deren zonal ausgerichtete Achse in etwa über der Mitte des Landes verläuft. Somit kommt die Welle rasch nach Ostnordost voran und erreicht bereits nachmittags das Baltikum. Die Kaltfront kann nun die Mitte überqueren und auf Süddeutschland übergreifen, wird dort aber südlich der Bodenhochachse erneut eingebremst. Abends erreicht sie in etwa eine Linie Südbaden-Oberfranken, wobei sich die Regenfälle, die nun mit Annäherung der Haupttrogachse zunehmend Anafrontcharakter annehmen, also postfrontal stattfinden, vorübergehend wieder etwas intensivieren können. Vom Schwarzwald bis nach Oberfranken fallen bis zum Abend örtlich mehr als 5 l/qm, in BaWü in Staulagen kleinräumig auch mehr als 10 l/qm. Zudem wird präfrontal nun eine potenziell instabile Luftmasse eingesteuert; die PPWs sind aufgrund des subtropischen Ursprungs mit 25 bis 30 mm sowieso für die Jahreszeit sehr hoch, zudem kann vor allem am Alpenrand und im Vorland auch etwas Cape generiert werden. Entsprechend simulieren die Konvektion erlaubenden Modellen ab den späten Nachmittagsstunden aus den Alpen heraus Schauer, die auf das Alpenvorland übergreifen sollte. Dabei sind durchaus auch einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen, Mit Annäherung der Kaltfront verclustern diese im Laufe des Abends immer mehr und gehen in schauerartige Regenfälle über. Vor allem im Alpenvorland und an den Alpen ist dabei bis weit in die Nacht hinein kleinräumig auch ein- bzw. mehrstündiger Starkregen - ob gewittrig oder nicht - nicht ausgeschlossen. I-D2 hat abends und in der ersten Nachthälfte recht hohe Wahrscheinlichkeiten dafür auf der Agenda, etwa vom Rofangebirge bis zu den Chiemgauer Alpen gibt es sogar Signale für unwetterartige Mengen. Im Norden und Westen sowie in den mittleren Landesteilen bleibt es hingegen nach Abzug der Kaltfront trocken, vor allem im Westen setzt sich oft die Sonne durch, während in den Norden und Nordosten an der Nordflanke der Hochdruckzone von Nordwesten her unterhalb einer sich allmählich verstärkenden Absinkinversion recht feuchte Nordseeluft gelangt, so dass sich dort vielerorts flache Quellwolken ausbreiten. Vor allem im Nordseeumfeld frischt der Wind aus West auf, erreicht aber kaum Warnrelevanz, höchstens auf Helgoland reicht es vielleicht mal für eine Bft 7. Präfrontal kann sich auch im Südosten noch einmal die Sonne durchsetzen, auch, wenn es gebietsweise lange dauert, bis sich die Nebelfelder auflösen. Bei etwa 10 Grad in 850 hPa können mit etwas Durchmischung im südlichen Alpenvorland nochmals Werte um oder knapp über 20 Grad erreicht werden. Postfrontal gelangt erwärmte Polarluft mit 2 bis 4 Grad in 850 hPa ins Vorhersagegebiet. Dabei liegen die Höchstwerte meist zwischen 13 und 17 Grad. In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhentrog mit seiner Achse allmählich über Skandinavien und das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts zum Baltikum, während sich über den Britischen Inseln vorderseitig eines erneuten Trogvorstoßes durch WLA ein zunächst noch flacher Höhenrücken beginnt aufzuwölben. Somit dreht die zunehmend flache Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet auf Westnordwest. Im Bodenfeld etabliert sich aus der Hochdruckzone ein kräftiges Hochdruckgebiet mit einer 1035 hPa-Kernisobare in etwa über der Mitte des Vorhersagegebietes. Die Front schleift nach wie vor (inzwischen als Warmfront geführt) über dem Südosten Bayerns, so dass es etwa von Oberschwaben bis nach Oberfranken und südöstlich davon weiterhin schauerartig regnet, wie weiter oben bereits erwähnt, unmittelbar präfrontal an den Alpen und im östlichen Vorland sogar noch teils konvektiv durchsetzt mit Starkregenpotenzial. Im Laufe der zweiten Nachthälfte ziehen sich die Niederschläge langsam nach Südosten zurück, im Alpenvorland regnet es aber noch bis weit in den Mittwoch hinein immer wieder. Ansonsten verläuft die Nacht unter Hochdruckeinfluss wettertechnisch ruhig. An der Nordflanke des Hochs driften über die Nordhälfte unterhalb der Absinkinversion (in etwa 850 hPa) gebietsweise dichtere Wolkenfelder, in den mittleren Landesteilen und im Westen bleibt es dagegen oft gering bewölkt oder klar, so dass sich Nebelfelder bilden können. Unter den dichten Wolken bleibt es im Norden und auch im Süden mit Minima zwischen 12 und 7 Grad verhältnismäßig mild, während es sonst auf 7 bis nahe 0 Grad abkühlt mit Frost in Bodennähe in ungünstigen Lagen. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC Mittwoch ... ist den Ausführungen in der Frühübersicht nichts Substanzielles hinzuzufügen: Im Südosten löst sich der Tiefausläufer nur langsam auf und es bleibt in Teilen Süddeutschlands überwiegend stark bewölkt, anfangs fällt im Südosten Bayerns auch noch etwas Regen. Über den Norden und Nordwesten ziehen an der Nordflanke des seinen Schwerpunkt langsam nach Osten verlagernden Hochs zeitweise dichtere Cu-/Sc-Wolkenfelder, es bleibt aber trocken. Ansonsten scheint aber nach teils zögernder Nebelauflösung vielerorts die Sonne. Mit Maxima zwischen 13 und 17 Grad (je nach Sonne) bleibt es mild. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Die Numerik hat die Lage gut im Griff, substanzielle Differenzen sind zwischen den Modellen im Kurzfristzeitraum keine auszumachen. Mit ein paar Fragezeichen behaftet ist noch die eventuelle konvektive Aktivität im Südosten am morgigen Spätnachmittag/Abend/Nacht zum Mittwoch. I-D2 ist diesbezüglich vergleichsweise offensiv aufgestellt. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Winninghoff